Interview mit Hans Reens, Juli 2015. Foto Olaf Markmann. SnG
Interview mit Hans Reens, Detail, Juli 2015. Foto Olaf Markmann. SnG
Interview mit Katalin Shaw, November 2015. Foto Olaf Markmann. SnG

Zeitzeug_innen-Interviews

Seit 1999 werden lebensgeschichtliche Video-Interviews mit Überlebenden des Konzentrations- und Kriegsgefangenenlagers, Bewohner_innen des DP-Camps und weiteren Zeitzeug_innen für die wissenschaftliche, pädagogische und museale Arbeit der Gedenkstätte Bergen-Belsen geführt. Bislang sind mehr als 450 audiovisuelle Interviews mit einer Gesamtlänge von rund 2000 Stunden aufgezeichnet worden. Dieses Videomaterial bildet einen zentralen Quellenbestand der Gedenkstätte.

Im Mittelpunkt der audiovisuellen Dokumentation von Lebensgeschichten stehen die Überlebenden des KZ Bergen-Belsen. Entsprechend der Häftlingsstruktur überwiegt die Anzahl der Interviews mit jüdischen Personen sowie politisch Verfolgten. Hinzu kommen in geringerer Zahl Interviews mit Sinti_ze und Rom_nja und Gemeindemitgliedern der Zeugen Jehovas, mit ehemaligen polnischen und sowjetischen Kriegsgefangenen, italienischen Militärinternierten sowie mit weiteren Zeitzeug_innen wie ehemaligen britischen Soldaten, Mitgliedern des Hilfspersonals im DP-Camp oder Anwohner_innen aus der Umgebung. Mehr als sieben Jahrzehnte nach der Befreiung ist es nicht mehr möglich, mit Frauen und Männern aller Häftlingskategorien zu sprechen. So existieren aus der Gruppe der wegen ihrer Homosexualität im KZ Bergen-Belsen inhaftierten Männer keine Interviews.

Gleiches gilt für ehemalige Häftlinge aus den Gruppen der sogenannten „Asozialen“ oder „Berufsverbrecher“.

Die Lebensberichte zeigen anhand des Einzelschicksals das individuelle Erleben und die persönliche Sicht auf das historische Geschehen. Sie ergänzen die unvollständigen Aktenüberlieferungen und thematisieren Ereignisse und Situationen, über die aus anderen Quellen nichts oder nur sehr wenig bekannt ist. Viele Aspekte, insbesondere der Lagergeschichte und der Lebens- und Überlebensbedingungen, sind überhaupt nur durch diese Selbstzeugnisse dokumentierbar. Durch den lebensgeschichtlichen Ansatz der Interviews wird nicht nur die Phase der nationalsozialistischen Verfolgung und des Zweiten Weltkrieges, sondern auch die Lebenssituation der Menschen davor und danach dokumentiert.